Ode auf den Tod einer Favoritin – ertrunken im Goldfischbecken | ||
Auf eines hohen Beckens Rand, das eines China-Künstlers Hand mit blauen Blumen hat geschmückt, schaut auf den See tief unter sich die sprödeste der Tigerkatzen – Selima – und verwundert sich. Ihr kluger Schwanz von Freude spricht: wie weiß der Bart, welch schön Gesicht, wie Samt die Pfoten, und das Fell wetteifernd mit dem Schildpatt-Braun, jettschwarzes Ohr, smaragdne Augen – sie sah – und schnurrte Beifall laut, und hätte länger noch gestarrt, doch sah man durch die Flut hingleiten des Stromes Genien, engelschön: ihr Schuppenkleid, tyrisch getönt, durch reichstes Purpurrot hindurch verriet den Blick auf goldnen Glanz. Voll Staunen sah’s die arme Nymphe! Zuerst den Schnurrbart, dann die Pfote streckt’ sie in glühendem Begehren vergeblich nach der Beute aus. Welch weiblich herz kann Gold verachten? Welch Kätzchen bang nach Fisch verschmachten? Tollkühne Maid! Entschlossenen Blicks Reckt sie sich wieder, beugt sich nieder (das böse Fatum saß und lacht!), ahnt nichts vom Abgrund unter sich, vom schlüpfrig-trügerischen Rand – kopfüber purzelt sie hinein! Achtmal taucht aus der Flut sie auf, zu jeder Wassergottheit laut um schnelle Hilfe sie miaut. Delphin erschien nicht, nicht die Nereide, kein schlimmer Tom, und nicht einmal Susanne, denn Favoriten haben keinen Freund. Von nun an wisset, unverführt, ihr Schönen: unwiderruflich ist ein falscher Schritt! Seid drum mit Vorsicht kühn! Nicht alles, was schweifende Blicke Und arglose Herzen lockt, ist legitime Beute. Nicht alles ist, was glitzert – Gold! |
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Thomas Gray 1716 - 1771 Engl. Dichter |
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