Sammy

      oder  

   Ein saharasandfarbener Glücksfall auf vier Pfoten

Lange, meiner Meinung nach viel zu lange, hatte sich meine Mutter Anfang 2004 Zeit gelassen, sich nach dem Tod ihrer geliebten Katze Julia dazu zu entschliessen, doch wieder eine Samtpfote zu sich zu nehmen. Die beiden hatten 14 schöne Jahre mit Hochs und Tiefs auf beiden Seiten miteinander verbracht, als im Sommer 2003 Julia an einem bösartigen Tumor verstarb. Eine Ironie des Schicksals, dass es eine ähnliche Krankheit war, die meine Mutter mit bewundernswerter Tapferkeit und einem unglaublichen Lebenswillen zu jenem Zeitpunkt bereits seit knapp 6 Jahren besiegt hatte und hat!

Immer wenn ich meine Ma damals besuchte, schien es als fehle etwas in ihrem Zuhause. Wie oft schauten wir zur Zimmertür und es war als müsse gleich eine lachend schnurrende Julia um die Ecke spaziert kommen um zu spielen (was sie bis ins hohe Alter täglich gerne getan hat) oder sich ausgiebigst kraulen zu lassen....

Anfang 2004  musste ich einfach etwas tun. Ich lud meine Mutter unter dem Vorwand einfach etwas schönes für uns zu kochen in meine Wohnung ein, wo ich sie, „hinterhältiger weise“ bereits online, auf dem Compistuhl  festband und wir dann gemeinsam das Internet durchforsteten.

Nach einigen Stunden surfen wussten wir, dass wir schnellstmöglich einen grossen Bauernhof bräuchten um die ca 157 Katzen die in die „engere“ Wahl gekommen waren unterbringen zu können. ;-) Vernünftiger Weise blieben dann aber nach 2 Tagen (und Nächten) Überlegung  2 „Kandidaten“  übrig. Endlich den Entschluss gefasst dort anzurufen, war es dann leider so, dass die Tiere bereits vergeben waren und meine Mutter sagte: „Siehste....wahrscheinlich soll es einfach nicht so sein....der Abschied von Jule war so schwer und vielleicht ist es ja doch besser so...“

An jenem Samstag las ich den Stadtanzeiger durch und ertappte mich dabei wie ich , anders als sonst, auch die Anzeigen in der Rubrik „Tiere“ studierte und...entdeckte die Anzeige von Frau R. in der sie Sammy beschrieb....„Das ist er!!!!“ dachte ich, rief sofort(!) meine Ma an, die wiederum sofort(!) bei ihrem Nachbarn klingelte und ihn bat doch bitte sofort(!) ins Internet zu dürfen! Parallel surfte ich  bei mir auf Frau R.s Seite und.......wir beide „verliebten“ uns in Sam, den saharasandfarbenen Wüstenprinz! Nach intensiven Gesprächen mit Frau R. und den darauffolgenden, unendlich erscheinenden Tagen des Wartens auf ihre Entscheidung, war es dann soweit: Wir waren die „Auserwählten“ und Sammy würde kommen !!!

Mutter (61 Jahre) und Tochter (35 Jahre) sassen nervös wie zwei   Teenager vor dem ersten Date in der Wohnung und konnten es kaum noch abwarten. Immer wieder überprüfte meine Ma das neue „Equipment“, dass sie Tage zuvor bereits gekauft hatte und checkte ob auch alles schon gut und gemütlich genug für den neuen Mitbewohner sei, damit er sich auch bloss bei ihr wohlfühlen würde. (Mal im Vertrauen....seit 25 Jahren hat meine Mutter nun schon Katzen, aber ich kann mich an keine solch umfangreiche „Erstausstattung“ erinnern! Ich wusste nicht mal, dass es eine solche Vielzahl verschiedenster Fellmäuse und sonstigem Spielkram überhaupt auf dieser Erde gibt!)

Kurz bevor wir beide dann anfingen vor Aufregung stückchenweise die Küchentapete abzupulen, klingelte es dann endlich und: Er kam......sah...und siegte!Stundenlang hatten wir überlegt, wie wir uns verhalten damit der „Kleine“ in der ungewohnten Umgebung keine Angst haben muss und was geschah???

 Frau R. öffnete die Transportbox und Sam hatte seinen Auftritt!

 Irgendwie muss er geahnt haben, dass er der Star des Tages ist, denn genauso schritt er heraus und hinein in sein neues Reich.Ein kurzer Blick in das bereits in der ersten Sekunde verzauberte Publikum, -ok, alle da - und dann stolzierte er durch die Wohnung, untersuchte selbstbewusst alle Zimmer und jeden Winkel um dann in die Küche ( in der sich das „Publikum“ mittlerweile versammelt hatte) zu kommen, würdig zu „lächeln“ und sich so, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, sofort auf Julias altem Lieblingsplatz, der Decke auf der Fensterbank über der Heizung, niederzulassen und gelassen in die Runde zu blicken. Applaus bitte! ;-)

 Ab diesem Tag began für uns eine Zeit voller Wunder und wunderbarer Überaschungen mit Sammy! Von Anfang an, bewegte er sich durch die Wohnung als hätte er schon immer hier gelebt. Mit einer Selbstverständlichkeit belegte er seine ca 20-175 Ruhe- und Wohlfühlplätze in der Wohnung und auf dem grossen Balkon und mit einer ebensolchen Selbstverständlichkeit rückte meine Mutter Blumen und Möbel hin und her, die ihn eventuell in seinen Schlafpositionen (7 kg Kater können sich seeeeeeeehr lang machen) beengen könnten.

 So manches mal  haben wir uns seit seiner Ankunft schon die Bäuche vor Lachen gehalten wenn er, bei Besuch im Haus (was er sehr liebt), wirklich zirkusreife Showeinlagen abzieht.

Sobald genug „würdige“Gäste  versammelt sind, springt er unvermutet aus einer Ecke hervor (eben wie ein Artist hinter dem Bühnenvorhang) und „jongliert“ theatralisch mit 1-7 seiner Fellmäuse. Wie ein vom Affen gebissener Tiger springt er hoch in die Luft um die echten oder die imaginären, fliegenden Fellmäuse oder die für uns schlichtgestrickten Menschen unsichtbaren Ufos  mit Mäusegeruch zu jagen!

So mancher Gast ist dann auch schon mal leicht irritiert, dass sich in seiner Handtasche oder Einkaufstüte augenscheinlich etwas erjagbares versteckt hat. Trotzdem haben die meisten bisher tapfer ihre Fassung bewahrt, wenn anstatt der Einkäufe oder sonstigen Inhalten hinterher nur noch Sammys  Po und ein heftig wedelnder saharasandfarbener Ringelschwanz aus der Tasche herausguckte! Und spätestens wenn Sam sich dann mit seinem unverwechselbar charmanten Blick und lautem Schnurren  auf einem der Besucher ablegt, war bisher noch jeder Gast reichlich gerührt und seufzte mit zum Himmel erhobenen Augen etwas wie: „Oh Gott! Schau mal! Er liebt mich auch!!“

 Nun vermuten sie sicherlich, dass Sam eine wahre Sportskanone und ein äusserst aktiver Kater sein muss...Nun....eigentlich ist er im Normalfall eher das Gegenteil. Im Grunde beschränken sich seine Liebingsbeschäftigungen nämlich auf: Essen, gekrault werden und Schlafen! ;-) Letzteres praktiziert er über viele Stunden des Tages, lediglich unterbrochen durch Schmuseeinheiten, etwas Nahrungsaufnahme und aktiven Schlafplatzwechsel.

 Nein! Stimmt nicht ganz!! Wenn es langsam Nacht wird, so gegen 23.00-24.00 Uhr geschieht das Wunder.

Sam wacht auf!!!

Als direkter Nachbar dürften sie dann das Folgende beobachten: Ein weiblicher Geist im Nachthemd läuft gähnend durch die Wohnung und zieht dabei diverse Federchen und sonstige an Bändchen befestigte „Beutetiere“ hinter sich und unter den Teppichen her, aufgeregt verfolgt von einem zu diesem Zeitpunkt natürlich hervorragend ausgeschlafenen, saharasandfarbenem Fellmonster. Nachdem viiiel später endlich auch das Fellmonster müde ist sieht man die beiden dann zusammen auf dem dunklen Balkon stehen. Einen ziemlich übermüdeten, aber glücklich in die Sterne blinzelnden Nachthemdgeist auf dessen Arm sich ein zierliches 7-kg-Kätzchen in den Schlaf kraulen lässt. Wie gut, dass meine Mutter Rentnerin ist und den fehlenden Schlaf dann morgens   nachholen kann!

 Überhaupt scheint es zur Aufgabe eines anständigen Fellmonsters zu gehören, seine ja meist recht lernfähigen Menschen von Zeit zu Zeit immer mal wieder dezent darauf hinzuweisen, wer von den anwesenden denn die Nr. 1 ist! Wenn ich meine Mutter besuche und mehr als 7 1/2 Wörter NUR mit ihr  spreche , OHNE Sammy zumindest gleichzeitig zu streicheln, macht er sich zunächst mit Protestmiauen um unsere Beine streifend lautstark bemerkbar. Sollten wir seinen Hinweis eigensinniger Weise überhört haben ergreift er dann deutlichere Massnahmen, springt elegant mitten auf den Tisch, lässt sich in voller Länge und Breite genau vor uns hinfallen und schnurrt uns unmissverständlich und leicht tadelnd an!

Klar, dass wir es niemals  wagen würden, den „Prinzen“ vom Tisch zu entfernen ohne uns zu entschuldigen und mit intensivem Synchronstreicheln Busse zu tun.......meist wird uns dann gnädig verziehen. ;-)

 Alles in allem hat er also sehr viel Geduld mit uns  und auch wenn wir es  immer noch nicht gelernt haben, halbwegs anständig zu miauen, meine ich doch zu spüren, dass  unsere Liebe zu Sam auch auf Gegenseitigkeit beruht!

 Wenn ich meine Ma und Sammy  miteinander beobachte, wie sie sich fast ohne Worte verstehen, sich anblinzeln und sich gegenseitig riesige Portionen Liebe hinundher  schenken, bin ich fest davon überzeugt, dass die beiden aufeinander gewartet haben.

Und es ist ein Glücksfall und ein Geschenk, dass sie sich genau im richtigen Moment auch gefunden haben!

 Danke an alle, die dazubeigetragen haben und besonders natürlich auch an Frau R., die sich damals für uns entschieden hat!

 

 

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