Hallo, ich bin Minou und mit dem Anton am 17. Mai 2003 umgezogen.
Bis dahin habe ich im Tierheim gewohnt, in einem kleinen Häuschen mit Außengehege. Am
15. Mai bekam ich dann den Anton zur Gesellschaft. Das ist vielleicht ein Hektiker! den
ganzen Tag nörgelte er: "komm doch spielen, fang mich doch", usw. Habe den
Blödmann einfach quengeln lassen, und bin auf meinem Kratzbaum sitzen geblieben.
Am 17. Mai kam eine Frau in unser Gehege. Anton hat eine ziemlich peinliche Schau
abgezogen, schlich der fremden Frau um die Beine, zeigte sich von seiner besten Seite und
bettelte unaufhörlich:" nimm mich bitte, bitte mit. Ich bin ein ganz lieber,
verschmuster Kater". Die Frau hat sich tatsächlich beeindruckt gezeigt von seinem
Getue zumal er, wie ich zugeben muss, eine tolle Erscheinung ist. Sie wollte ihn
mitnehmen. Da fragte sie die Tierpflegerin:" Wo ist denn die andere Katze?"
Welche andere Katze? Da kam sie auch schon in mein Häuschen und schaute mich ganz
verliebt an. "Du bist ja wirklich bildschön!" sie meinte mich, ohne Zweifel,
war ja sonst keiner mehr da. Irritiert schaute ich sie an--bildschön? ich bin ein kleiner
runder Knubbel und habe vorstehende Eckzähne. Aber über Geschmack soll man bekanntlich
nicht streiten. Ich hab meinen schönsten Augenaufschlag gemacht (ich habe riesige
bernsteinfarbene Augen, die finde ich selbst ganz toll), und die Frau war hin und weg. Sie
hat mich gestreichelt und weil ich das schön fand , hab ich Ihr was vorgeschnurrt. Zu
meinem Entsetzen kam die Frau mit zwei Kisten in unser Gehege : da wollte ich aber ganz
bestimmt nicht rein! Also, erst mal die Gitter hoch bis nix mehr ging und lautstark
protestiert. Hat nix geholfen, die Pflegerin holte eine lange Leiter, pflückte mich
einfach vom Gitter und steckte mich in die Kiste. Dann kam ein Mann und hat uns in -
Kisten verpackte Katzen- in ein Auto gebracht. Da war auch die nette Frau wieder, trotzdem
hab ich lauthals geplärrt: "Ich will hier raus, ich will sofort hier raus!!"
Das hat gewirkt, das Auto hielt an und wir wurden in eine Wohnung gebracht. Die Kisten
wurden aufgemacht und--wow!-- was war das denn? Wir waren in einer sehr großen Wohnung
gelandet. Wir haben zunächst mal alles inspiziert und für gut befunden. Das Essen ,ein
paar Klassen besser als im Tierheim, Bälle, Fellmäuse und ganz viel anderes Spielzeug
lag da rum und alles war für uns. Unsere neuen Eltern hatten die Wohnungstüre
aufgelassen, und so sind wir direkt mal auf Erkundungstour gegangen. Die Treppe rauf: noch
ein großer Raum mit vielen Blumen! Und jetzt das Allerbeste: eine große Dachterrasse,
fast 70 qm² mit drei Meter hohen Palmen und ganz vielen Blumen.
Eigentlich fand ich die Aussicht, mein weiteres Leben mit diesem doofen Anton zu
verbringen, überhaupt nicht berauschend, aber in Anbetracht der Wohnmöglichkeiten auf
zwei Ebenen habe ich mich eben in mein Schicksal ergeben.
Anton hat erst mal in unser neues Körbchen gepinkelt, der Kerl hat äußerst schlechte
Manieren. Er meint, alles markieren zu müssen, damit auch jeder weiß das er hier wohnt.
" Siehst du," habe ich zu Frauchen gesagt "er kann sich nicht benehmen. Das
im Tierheim war nur Schau weil er mitgenommen werden wollte". Aber er kann anstellen
was er will, unsere Eltern lieben ihn trotzdem, und er bekommt nur Schimpfe wenn er mich
mal wieder verhaut. Er muss manchmal den Macho rauskehren weil er ansonsten wirklich zu
blöd für alles ist. Ich kann wie der Blitz auf die Palmen oder in die Balken klettern,
der Depp springt sogar noch mit dem Kopf unter die Fensterbank statt drauf, was natürlich
auch nicht gut für sein Gehirn ist. Frauchen sagt immer, er hätte halt zu lange
schlacksige Beine, welche er nicht unter Kontrolle hat. Da bin ich mal froh, dass ich
hübsche zierliche Pfötchen habe mit denen man beim fangen spielen Haken schlagen kann
und so dem Anton immer entwischt.
Die erste Nacht in unserem neuen Zuhause war so aufregend, dass wir beide nicht schlafen
konnten. Wir liefen die ganze Nacht über die Etagen und Anton quasselte unentwegt.
Anfangs hatte ich Schwierigkeiten sein Kauderwelsch zu verstehen, er kann nämlich nicht
miau sagen. Er gluckert wie ein Truthahn, unsere Eltern haben anhand eines Katzenbuches
festgestellt, dass er gar kein Main-Coon-Perser-Mix ist ,sondern eher eine türkische
Angorakatze. Das erklärt dann wohl auch, warum er so seltsam spricht.
Mittlerweile haben wir uns die beiden Dosenöffner aufgeteilt: wenn Schlafenszeit ist gehe
ich mit meinem großen Freund Klaus nach oben in ein riesiges Körbchen, da passen zwei
Große rein. Anton schläft bei unserem Frauchen, auch in einem riesigen Körbchen für
zwei Große. Eigentlich hätten wir aber alle Platz in einem von den großen Körbchen,
weil wir uns immer auf unsere Eltern legen, damit die nicht nachts auch noch abhauen.
Tagsüber passiert das schon mal, da muss der Klaus die Leckerchen verdienen und Frauchen
muss die guten Sachen einkaufen gehen. Wenn sie wiederkommt bekommen wir eine Belohnung
fürs Aufpassen auf die Möbel.
Am schönsten ist immer das Wochenende, da bleibt der Klaus hier und dann spielt er zwei
Tage nur mit Anton und mir. Das macht richtig viel Spaß denn er denkt sich tolle Spiele
für uns aus. Montags haben wir dann erst mal Schlaftag denn die Wochenenden sind sehr
anstrengend, aber wer will schon ein tolles Spiel mit Klaus verpassen?
An den Anton habe ich mich auch gewöhnt, eigentlich habe ich ihn richtig gern. Zuletzt
musste ich zum Impfen zum Tierarzt und als ich, natürlich laut schimpfend, nach Hause
kam, da hat der Anton das Frauchen verhauen weil er so große Angst um mich hatte. Hat
wohl gedacht, ich würde zurück ins Tierheim gebracht. Er hatte sich cleverer weise der
Impfung durch Flucht entzogen, aber das wird ihm auch nicht helfen, er ist nächsten Monat
dran. Ich hoffe nur, er lässt sich einfangen, denn was würde ich ohne Anton machen
würde er krank werden? Mein Leben ohne ihn wäre sehr langweilig denn er sorgt immer für
Abwechslung und Aufregung. Außerdem geht er mit mir im Mondschein auf der Dachterrasse
spazieren oder weckt mich morgens um 5 Uhr zum Frühsport (erste Ralley des Tages über
Terrasse und Bett von Klaus).
Wie ihr seht, habe ich ein wundervolles Leben und ich hoffe es noch lange zu genießen.
Ein freundliches Miau von Minou (Anton würde gluck, gluck sagen, er spricht die Sprache
der Europäischen Hauskatzen noch nicht so gut, wie bereits erwähnt: er ist eine
Mogelpackung).