Kasimir´s Odyssee

Ich bin heute ein alter Kater von 18 Jahren. Doch mein Leben war und ist sehr bewegt. Geboren wurde ich bei Menschen, denen es Spaß machte immer wieder neue Katzenkinder zu produzieren. Wenn wir ein Alter erreicht hatten, wo wir ohne Mutter leben konnten, dann wurden wir verkauft.

Ich war sehr klein und kohlraben schwarz. Man konnte nicht behaupten, dass ich eine Schönheit war. Und so kam es, dass mich niemand wollte. Das Ende vom Lied war, ich wurde einfach an den erst Besten verschenkt.

So lange ich klein war, ging auch alles gut. Doch ich wurde größer und geschlechtsreif, was bedeutete, dass ich sehr stark nach nicht kastriertem Kater roch. Da ich nur in der Wohnung gehalten wurde, war dies natürlich mehr als unangenehm. Aber die Kosten für eine Kastration wollten sie nicht investieren, schließlich mussten sie ja schon Futter und Streu bezahlen. Arztkosten waren nicht  eingeplant. Also setzten sie mich einfach aus.

Und so begann meine Odyssee.

Ich war noch kein Jahr alt, bin nie draußen gewesen und noch nie allein. Jetzt musste ich mich selbst um mein Futter kümmern, aber ich wusste nicht wie ich das machen sollte. Ich war noch dem Auto nachgelaufen, aber ich hatte keine Chance.

Ich machte mich also auf den Weg, um ein Plätzchen zu finden, wo ich bleiben konnte oder zu mindest etwas Essbarer zu ergattern. Ich hatte Hunger und mir wurde kalt. Ich fand ein offenes Kellerfenster und stieg ein. In einer Ecke fand ich eine Kiste in der alte Decken lagen. Ich legte mich hinein und schlief sofort ein.

Als ich wach wurde, ging ich erneut auf Nahrungssuche. Doch das erwies sich als schwierig. In diesem Keller gab es nichts. Also machte ich mich auf den Weg zur Straße.

Nach einiger Zeit fand ich einen Garten und legte mich unter einen Strauch. Ich war erschöpft, mir war kalt und ich hatte Hunger ohne ende.

Da hörte ich stimmen. Ich fing an zu miauen, erst leise, dann immer lauter. Und ich hatte Glück. Die Menschen hörten mich und dann fanden sie mich – ein Häufchen Unglück – und nahmen mich mit nach Hause.

Dort bekam ich erst einmal zu fressen und zu saufen. Dann beschlossen die Menschen mich erst einmal zu einem Tierarzt zu bringen. Dieser sollte schauen, ob ich gesund bin und vielleicht eine Erkennungsmarke habe.

Der Arzt war sehr nett und ganz lieb. Als erstes stellte er fest, dass ich ein unkastrierter Kater war und dem zu folge auch kein Erkennungszeichen vorhanden war.

Nun ergab sich die Frage, was sollten sie mit dem Kater anfangen. Der Arzt schlug vor, die Menschen sollten mich behalten, aber vorher müsste ich noch kastriert werden.

Nach einer langen Diskussion zwischen den Menschen entschieden sie sich mich zu behalten. Der Arzt erklärte sich bereit, sich mit ihnen die Kosten für die Kastration zu teilen. Ich sollte zwei Tage bei ihm bleiben, damit die Menschen alles was ich bräuchte besorgen könnten..

So getan. Ich wurde kastriert und dann auch gechipt, damit man mich immer wieder identifizieren konnte, sollte ich aus irgendeinem Grunde abhanden kommen.

Dann kamen die Menschen und holten mich ab. Sie hatten alles besorgt, was ein Katzenkind so braucht. Einen wunderschönen großen Kratzbaum, ein tolles Körbchen, eine Katzentoilette und schöne Näpfe für mein Futter. Ich fühlte mich wie im Paradies.

Aber jetzt fehlte noch ein passender  Name für mich. Sie überlegten lange, welcher Name wohl am besten zu mir passen würde. Schließlich einigten sie sich auf Kasimir.

Es vergingen einige schöne Jahre für mich. Meine Eltern liebten und verwöhnten mich.

Aber leider gingen meine Eltern auseinander.

Da sie sich nicht einigen konnten – oder wollten – gaben sie mich schließlich in ein Tierheim Hier fühlte ich mich gar nicht wohl. Es waren so viele andere Katzen hier, doch ich wollte lieber alleine sein.

Ich hatte jetzt auch angst vor fremden Menschen und habe mich immer versteckt, wenn sie kamen.

Somit waren meine Chancen ein neues Zuhause zu bekommen sehr gering. Auch war ich Mittler Weile aggressiv geworden. Wollte mich jemand anfassen und streichelt, habe ich gefaucht und geschlagen. Eigentlich war ich mal ein großer Schmuser gewesen, doch ich war von den Menschen enttäuscht und das zeigte ich auf diese Weise. Die Enttäuschung steckte tief in mir und es tat noch immer weh.

Und so gingen die Tage, Wochen und Monate dahin, keiner wollte mich haben, weil ich halt schwierig war. Nur langsam baute ich wieder Vertrauen auf, doch nur zu den Menschen – das waren meine Betreuer - die mich trotz meiner „Macken“ mochten. Sie beschäftigten sich viel mit mir und gaben mir das Gefühl, auch liebenswert zu sein.

Dann kam der Tag – ich war jetzt schon über 1 Jahr im Heim und inzwischen 10 Jahre alt – da wollte mich ein Menschenpärchen haben. Meine Betreuer rieten ihnen, sich täglich Zeit zu nehmen um ins Heim zu kommen, um einen guten Kontakt aufzubauen. Sie sollten versuchen mein Vertrauen zu gewinnen. Doch dazu hatten sie keine Lust, und so wurde wieder nicht mit meiner Vermittlung.

Doch dann kamen tatsächlich Menschen, die das alles tun wollten. Sie kamen jeden Tag und blieben auch lange Zeit bei mir. Sie waren sehr lieb und verständnisvoll. Nach einigen Tagen freute ich mich schon auf sie und wartete sehnsüchtig am Fenster. Nach 2 Wochen durften sie mich dann endlich mit nach Hause nehmen.

Alles schien gut. Sie hatten eine große Wohnung mit einem großen Balkon. der aber nicht abgesichert war. Ich durfte nicht auf den Balkon. es war ja Winter und bitter kalt. Ich konnte herrlich toben und fühlte mich endlich so glücklich und geborgen. Endlich allein, ohne andere Katzen und räumlich nicht mehr beengt.

Es wurde langsam Frühling und damit kam auch die Zeit, dass der Balkon aufgemacht wurde. Das war ein tolles Gefühl, frische Luft und all die Geräusche, die es draußen so gab. Und dann die Vögel. Sie sangen so schön. Doch gerade die Vögel wurden mir zum Verhängnis. Ein Vogel setzte sich auf die Balkonbrüstung. Da wurde mein Jagdinstinkt geweckt. Ich schlich mich an. In dem Augenblick, als ich sprang, flog der Vogel hoch und ich im hohen Bogen vom Balkon.

Als meine Menschen merkten, dass ich herunter gefallen war, haben sie mich in die Kiste getan und zurück ins Heim gebracht.

Die Betreuer machten den Menschen Vorwürfe. Sie müssten den Balkon mit einem Netz absichern, dann könnte so etwas nicht mehr passieren. Dazu waren sie aber nicht bereit.

Also blieb ich im Heim und trauerte so vor mich hin. Ich mochte nicht mehr fressen. Ich verkroch mich und ließ mich einfach nicht mehr sehen. Ich wollte einfach nicht mehr leben. Ich war doch schon so oft im Heim gewesen, so viele Jahre und nun wieder.

Es vergingen wieder einmal Jahre, bis meine Chance kam. Plötzlich standen zwei Menschen mit einem Kind im Raum und erklärten, sie suchen nach einer Katze, die es besonders nötig hat, ein neues Zuhause zu bekommen.

Ich mochte diese Menschen auf Anhieb. Ich hörte was sie sagten und ging zu dem Kind. Es war ungefähr 10 Jahre alt. Ich strich ihm um die Beine und schaute sehnsüchtig zu ihm auf. Die Kleine verstand wohl, was ich wollte, beugte sich herab streichelt mich und ging dann zu den Eltern, zeigte auf mich und sagte: „die ist es“. Sie hatten wegen des Alters bedenken und versuchten dem Kind zu erklären, das meine Lebenserwartung nicht sehr hoch war..

Die Kleine aber meinte, das sei schon klar, aber dann soll sie wenigstens in einem Zuhause, und nicht im Heim, sterben.

Somit war es beschlossen, ich hatte ein neues Zuhause.

Dort gab es für mich alte Socke alles was ich brauchte. Auch einen gut abgenetzten Balkon, so dass ich zu jeder Zeit nach draußen gehen konnte.

Das ist jetzt 2 Jahre her. Es geht mir immer noch gut. Einige altersbedingte Wehwehchen, aber damit können wir alle leben.

 

Danke für Eure Aufmerksamkeit

 

                                                             Euer Kasimir