Pasche Teil 14

Juni 2011

Was für eine Aufregung!!! Am 06.06. hat sich ein kleiner Piepmatz auf meinen Balkon verirrt. Habe ihn zunächst gar nicht gesehen, so klein ist der noch. Als Blondie auf dem Balkon die Blumen gegossen hat, hat sie sich gewundert, dass von gegenüberliegenden Baum ein riesen Vogelgeschrei herüberzog: zwei Amseln saßen im Geäst und haben lauthals Rabbatz gemacht. Blondie hat zuerst auch nicht verstanden, warum sich die Federhüpfer so aufregen; aber dann, als sie den großen Blumentopf vom Boden des Balkons hochgehoben hat, da saß er dann, der kleine Piepmatz. Ein Amselbaby, das wohl aus dem Nest gefallen ist und irgendwie auf meinem Balkon gelandet ist.

 

Blondie interveniert sofort: auf gar keinen Fall soll ich mir den Frühstückshappen holen und sie sperrt einfach die Balkontür ab. Sauerei - das ist mein Revier! Blondie versucht mir zu erklären, dass kleine Piepmätze, die eigentlich noch gar keine sind, nicht zum Verzehr geeignet sind. Ich finde das ziemlich doof, denn der Kleine piepst in einer Tour, wenn niemand auf dem Balkon ist. Wahrscheinlich ruft er seine Eltern, aber das Gepiepse macht mich irgendwie wuschig und mit aufgespitzten Ohren sitze ich vor der Türe und wundere mich. Aber Blondie bleibt hart.

Sie telefoniert lange mit dem Tierheim und spricht sogar mit einer Vogelspezialistin. Die meint, wenn die Eltern ihn gefunden haben und ihn alle zwei Stunden füttern, dann wird ihm nichts passieren. Solange er zu essen bekommt, wird er auch die kalten Nächte überstehen. Blondie ist nun beruhigt - sie muss jetzt nicht losziehen und Maden, Würmer oder anderes komisches Getier fangen, um den Piepser zu versorgen. Ich will aber wissen, wie lange der jetzt wohl meinen Balkon blockiert. Na ja, sagt Blondie, da er noch so gut wie keine Federn hat, kann das wohl eine ganze Woche dauern, bis er genug Federn hat, um selbst zu fliegen. WIE BITTE? Eine ganze Woche kein Balkonien? Geht’s euch noch gut? Ich muss mich erst mal erschöpft auf das Sofa zurückziehen und eine Runde darüber schlafen.

Blondie hat sich mittlerweile auf die Lauer hinter die Gardinen vom Schlafzimmerfenster gelegt und beobachtet das Treiben auf dem Balkon. Die beiden Eltern haben den Piepser gefunden und füttern ihn auch. Ach Blondie, schön das du ein so großes Herz für Tiere hast. Will aber auf den Balkon!

Als Blondie an einem der nächsten Tage nicht zu Hause ist, macht der Dunkle einen Fehler: er denkt nicht an den Piepmatz und lässt die Balknotür offen. Meine Chance .... denkste wohl! Der Dunkle verscheucht mich, aber nun ist er Piepser im Wohnzimmer: Durch die Türe höre ich den Dunklen fluchen, denn der Federballen lässt sich nicht fangen, sondern verkriecht sich sogar noch hinter dem Bücherregal. Ich fass es nicht! Vor ein paar Tagen war alles noch so schön ruhig hier!

Wie es der Dunkle geschafft hat, den Pieper wieder auf den Balkon zu schleusen, habe ich nicht so recht verstanden, aber als ich wieder ins Wohnzimmer darf, sieht es aus wie nach einer Razzia - das halbe Bücherregal ist leer.

       

Blondie verzweifelt langsam. Aber das hat sie sich nun selber eingebrockt. Der kleine Piepmatz hat eine so gute Verdauung, dass er schon nach drei Tagen den ganzen Balkon zugeschissen hat, jawohl: zugeschissen! So ein kleiner Hintern und so viel Stoffwechselprodukte! Und das auf meinem Balkon. Blondie versucht sogar, ein kleines Nest aus Zeitungspapier für den Federballen zu basteln. Er setzt sich auch drauf, aber das ganze hält nicht mal einen Tag. Auch die Idee mit einem kleinen Karton scheitert: der Pieper hat viel zu viel Angst vor Blondie und flüchtet über den ganzen Balkon unter mein Freilufttischchen. Also hilft nur noch hoffen, dass der bald ganz viele Federn an seinem Schwänzchen hat, sonst vergesse ich mich!

Der Kleine ist mittlerweile ganz munter und lässt sich weiterhin von seinen Eltern versorgen. Er sitzt nun auf dem Fenstersims und hat da schon einen großen Haufen hinterlassen. Das ist nun auch Blondie zu viel. Sie versucht, den Dreck zu entsorgen, denn das Zeug riecht nicht nur ein wenig streng, sondern ist auch ganz schön resistent, wenn man es nicht sofort entfernt. Der Piepmatz fühlt sich allerdings in Blondies Anwesenheit nicht so ganz wohl und hüpft vor Aufregung in den Blumenkasten. Ich biete Blondie noch einmal an, das Problem anders zu entsorgen ... ich könnte ja mal die Aufsicht auf dem Balkon übernehmen ... aber Blondie lehnt dankend ab. Der Piepmatz hat sich aber wohl mittlerweile anderweitig orientiert und nutzt die Gelegenheit, vom Balkonkasten mit einem riesigen Satz und ganz aufgeregtem Flügelschlagen auf den gegenüberliegenden Baum zu fliegen - was man so fliegen nennen kann bei ihm. Dort lässt er sich recht erschöpft auf einem Ast nieder und ruft sofort nach Mama und Papa. Und die haben alles unter Kontrolle und versorgen ihren Sprössling sofort.      

Blondie und ich sind irgendwie erleichtert - auch wenn es spannend war, den Kleinen zu beobachten und ihm beim Wachsen zu zusehen, es ist gut, dass er nun einigermaßen fliegen kann und zu Seinesgleichen gekommen ist. Nach einer Woche kein Balkonien habe ich schon fast Entzugserscheinungen. Ich lege mich sofort auf meine Fensterbank und sehe dabei Blondie beim Putzen des Balkons zu. Vergiss nicht, auch unter den Tischchen zu wischen!

 

Ich hoffe wir sehen uns bald wieder......

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