Beginnen wir mit dem, womit jeder gute Roman beginnen
und nicht Widersinnigerweise enden sollte, - mit der Heirat. Die Hochzeit siamesischer
Katzen ist, jedenfalls soviel ich beobachten konnte, ein hochdramatisches Ereignis. Schon
die Vorstellung des Bräutigams (wir wollen annehmen, dass die beiden, wie es in der
Katzenwelt Brauch ist, einander vor dem Hochzeitstage noch nie zu Gesicht bekamen) ist das
Zeichen zum Beginn eines beispiellos heftigen Kampfes. Als erste Antwort auf die
Annäherungsversuche des hoffnungsvollen Freiers fährt die junge Dame ihm an die Kehle.
Man ist, wenn man da die Haare sträuben sieht und die gellenden Schreie der Wut und des
Hasses vernimmt, einer gütigen Vorsehung von Herzen dankbar dafür, dass sie diesen
Unholden nicht größer zu werden gestattete. Würde der Kampf zwischen Wesen von
Menschengröße geführt, er verbreitete Tod und Zerstörung auf Hunderte von Metern im
Umkreis. So aber ist man, auf die Gefahr hin, ein paar Kratzwunden abzubekommen, imstande,
die Duellanten beim Genick zu packen und die noch immer fauchenden und widerstrebenden
voneinander zu zerren. Was geschähe, wenn man das Neuvermählte Paar den Kampf bis zum
bittern Ende austragen ließe, weiß ich nicht; bisher hatte ich weder die Wissbegier noch
die Seelenstärke, das herauszufinden. Ich vermute nur, dass, umgekehrt wie es in Hamlets
Familie geschah, das Gebackene von den Hochzeitsschüsseln bald einen kalten
Leichenschmaus geben könnte. Diesen tragischen Ausgang verhinderte ich jedes Mal, indem
ich einfach die Braut allein in ein Zimmer einschloss und den Bräutigam ein paar Stunden
vor der Tür schmachten ließ.
Aldous Huxley